Ein Jahr nach der Flut
Euskirchen - Auch der Fischerei-Verein Euskirchen e.V. war in der Nacht vom 14. auf 15. Juli 2021 schwer von der Flut getroffen worden. Das Fischerhäuschen des Vereins ist direkt am Steinbach in der Einmündung in den Vorstau der Steinbachtalsperre gelegen und wurde überflutet.
Auch hier trat das Wasser über die Ufer und überflutete das gesamte Grundstück. Dabei wurden zwei Metallgeräteschuppen derart mitgerissen, dass diese nicht mehr zu verwenden waren und zum Teil in den Fischbecken des Grundstücks zum Liegen kamen. Die in den Geräteschuppen aufbewahrten Werkzeuge wurden überwiegend weggeschwemmt oder Gartengeräte (elektro-/benzinbetrieben) derart beschädigt, dass eine Reparatur nicht mehr möglich war. Im Fischerhäuschen selbst stand das Wasser ebenfalls und richtete auch hier einiges an Schaden an. Auf der Terrasse wurden Bänke und Tische mit weggespült und gingen teile des Holzgeländers zu Bruch. Es ist Gott sei Dank niemand aus dem Verein zu Schaden gekommen und das Fischerhäuschen steht noch.
Der Flutschaden ist ja zu verkraften und zu einem großen Teil durch eine Versicherung gedeckt. Für den Verein ist aber die Steinbachtalsperre von existenzieller Bedeutung. Diese musste wegen dem drohenden Dammbruch auch komplett abgelassen werden und kann zu einem großen Teil gar nicht mehr angestaut werden. Ob, wann und in welchem Umfang die Talsperre jemals wieder angestaut wird, ist derzeit noch nicht ganz klar. Der Verein hat damit sein Pachtgewässer verloren. Für dieses Gewässer konnten Tages- und Jahreskarten für Gastangler ausgegeben werden und konnte so als Wirtschaftsbetrieb geführt werden. Dies ist alles verloren, lediglich der kleine Vorstau steht dem Verein als Angelgewässer noch zur Verfügung. Hier können aber keine Gastkarten ausgegeben werden, da die Zahl der möglichen Angler stark begrenzt ist.
Einige Mitglieder im Verein hatten zu Recht konkrete Ängste um das Überleben des Vereins. Andere wiederum kündigten direkt ihre Mitgliedschaft. So brachen neben den Einnahmen von Gastanglern auch noch Mitgliedsbeiträge weg. Viele sahen den Fortbestand des Vereins massiv gefährdet. Doch der Vorstand des Vereins hat nicht klein beigeben. Zunächst konnten die Vereinsmitglieder durch ihr Engagement und unzählige Arbeitseinsätze und mit Hilfe der Versicherung und Zuschüssen des Landessportbundes materielle Schäden weitestgehend beheben. Aber auch das Vereinsleben wurde weiter aktiv gepflegt.
So wurden die geplanten Veranstaltungen, ein Nachtangeln der Jugend und ein Seniorenangeln, bereits Ende August 2021 wieder durchgeführt. Im September 2021 folgte das Abangeln der Senioren und im Oktober 2021 das Abangeln der Jugend sowie die Nistkästen rund um die Steinbachtalsperre reinigen. Allerdings wurde die Nikolausfeier des Vereins im November vorsorglich wegen erhöhter Infektionsgefahr mit Covid-19 abgesagt. In diesem Jahr folgten das Anangeln der Senioren und auch der Jugendgruppe. An Pfingsten wurde traditionell das Pfingstzeltlager der Jugend mit einem Gemeinschaftsangeln mit den Senioren durchgeführt. Aus der Jugendgruppe haben im Herbst letzten Jahres und ein Jugendmitglied im Frühjahr dieses Jahres die Schulung für die Fischerprüfung durchlaufen und auch die Prüfung abgelegt und bestanden.
So sieht der Verein zunächst optimistisch in die Zukunft und hofft, dass zumindest ein Teil der Steinbachtalsperre wieder aufgestaut wird und hier wieder ein Angelgewässer entstehen kann. Dafür wird dann auch eine enorme Kraftanstrengung in finanzieller Hinsicht erforderlich werden, bis hier wieder Fische heranwachsen und geangelt werden kann. Auch möchte der Verein in 2023 sein 75-jähriges Bestehen gemeinsam mit viel Publikum feiern. „Wir schauen nach vorne!“ so der Vorsitzende, Georg Erden.